Viele Frauen wünschen sich eine sanfte Begleitung durch die Wechseljahre – ohne sofort zu verschreibungspflichtigen Hormonpräparaten zu greifen. Pflanzliche Mittel gelten dabei als natürliche Alternative. Doch was taugen sie wirklich? Und worauf solltest du achten?
Die gute Nachricht: Viele Frauen berichten, dass pflanzliche Präparate ihre Beschwerden lindern konnten – besonders bei leichteren Symptomen wie Stimmungsschwankungen, Schlafproblemen oder Hitzewallungen.
Die Einschränkung: Die wissenschaftliche Studienlage ist oft dünn, uneindeutig oder nicht placebo-kontrolliert. Zudem gilt: Auch pflanzliche Mittel können Nebenwirkungen haben und sind nicht automatisch „sanfter“ oder „ungefährlicher“. Wirkstoffgehalt, Reinheit und Qualität schwanken stark – denn die gesetzlichen Vorgaben sind hier weniger streng als bei pharmazeutischen Medikamenten.
Wenn du dich für pflanzliche Mittel entscheidest, solltest du dich gut informieren, auf hochwertige Produkte achten – und im Idealfall mit einer Ärztin oder Therapeutin sprechen, die sich mit integrativer oder funktioneller Medizin auskennt.
🌿 Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) Auch „Frauenwurzel“ genannt. Gilt als die am besten untersuchte Heilpflanze bei Wechseljahresbeschwerden. Ihr wird eine östrogenähnliche Wirkung zugeschrieben, insbesondere gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Die Wirkung setzt frühestens nach 2–3 Wochen ein. Vorsicht: Kann selten zu Leberschäden führen – nicht geeignet bei bestehenden Leberproblemen.
🌿 Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) Besonders geeignet bei Zyklusunregelmäßigkeiten und prämenstruellem Syndrom (PMS) in der frühen Perimenopause. Mönchspfeffer reguliert die Produktion von Progesteron über die Hypophyse. In der funktionellen Medizin setzen wir ihn gezielt bei Progesteronmangel ein. Achtung bei gleichzeitiger Einnahme hormoneller Verhütung.
🌿 Johanniskraut (Hypericum perforatum) Kann bei leichten bis mittelschweren depressiven Verstimmungen helfen – ein häufiges Thema in der hormonellen Umbruchphase. Johanniskraut hat stimmungsaufhellende Wirkung, sollte aber wegen möglicher Wechselwirkungen (z. B. mit Antidepressiva oder der Pille) nur in Absprache mit medizinischem Fachpersonal eingenommen werden.
🌿 Salbei Ein traditionelles Hausmittel gegen starkes Schwitzen und Hitzewallungen. In Form von Tee, Tropfen oder Kapseln. Wirkt adstringierend und schweißhemmend. Besonders beliebt bei Frauen, die keine Hormone nehmen möchten.
🌿 Yamswurzel (Dioscorea villosa) Enthält Diosgenin – ein pflanzliches Vorläufermolekül von Progesteron. In der Naturheilkunde wird sie zur Unterstützung des Hormonhaushalts verwendet, vor allem bei Progesteronmangel. Die tatsächliche Umwandlung im Körper ist aber umstritten.
🌿 Ginseng Ein Adaptogen, das die Widerstandskraft gegen Stress stärkt. In der funktionellen Medizin setzen wir Ginseng ein, wenn Erschöpfung, Konzentrationsstörungen oder Libidoverlust im Vordergrund stehen. Kann den Blutdruck beeinflussen.
🌿 Rotklee, Soja, Hopfen (Isoflavone) Diese Pflanzen enthalten sogenannte Phytoöstrogene – also pflanzliche Substanzen, die eine ähnliche Wirkung wie Östrogen haben. Sie werden vor allem bei Östrogenmangelerscheinungen eingesetzt, etwa bei trockener Scheide oder Hitzewallungen. Studien zeigen gemischte Ergebnisse, besonders bei Soja – hier scheint die individuelle Darmflora (Stichwort: Equol-Bildner) eine Rolle zu spielen.
Pflanzliche Präparate können eine wertvolle Unterstützung sein – vor allem dann, wenn du leichte bis mittelschwere Symptome hast, auf Hormontherapie verzichten willst oder nach einer natürlichen Ergänzung suchst. Sie sind aber kein Wundermittel und sollten bewusst und individuell eingesetzt werden.
💡 Mein Tipp als funktionsmedizinisch denkende Wechseljahre-Expertin: Sieh deine Symptome als Einladung, deinen Körper besser kennenzulernen. Lass Blutwerte checken, achte auf Mikronährstoffhaushalt, Stresslevel und Darmgesundheit – denn viele Beschwerden entstehen nicht „nur“ hormonell, sondern im Zusammenspiel des gesamten Systems
HRT steht für Hormonersatztherapie – also die gezielte Gabe von Östrogen und Progesteron, um hormonelle Schwankungen in den Wechseljahren auszugleichen. Heutewird meist mit bioidentischen Hormonen gearbeitet, die den körpereigenen Stoffen nahezu identisch sind und dadurch deutlich besser vertragen werden als ältere Präparate.
Wenn Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen oder Gelenkschmerzen stark belasten, kann HRT das körperliche und seelische Gleichgewicht wiederherstellen. Besonders in den ersten Jahren nach Beginn der Menopause zeigt sie die besten Effekte.
Eine gut eingestellte HRT kann Lebensqualität, Schlaf, Konzentration und Energie deutlich verbessern, schützt zudem Knochen, Herz und Gehirn und kann präventiv gegen Osteoporose wirken.
Nicht jede Frau verträgt Hormone gleich gut, und bei bestimmten Vorerkrankungen oder familiären Risiken sollte sorgfältig abgewogen werden. Wichtig ist die individuelle Dosierung und regelmäßige ärztliche Kontrolle.
Wer sich über HRT informieren möchte, findet in den femlives Kursen wissenschaftlich fundierte Inhalte, Erfahrungsberichte und Unterstützung bei der Entscheidung, ob und wann eine Hormontherapie passend sein könnte.
Kaum ein Thema hat Frauen so verunsichert wie die Frage: Machen Hormone Krebs? Diese Angst geht vor allem auf eine große amerikanische Studie aus den 1990er-Jahren zurück – die sogenannte Women’s Health Initiative (WHI). Damals schien das Ergebnis eindeutig: Frauen, die Hormone einnahmen, hatten ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs und Herz- Kreislauf-Erkrankungen. Die Folge war ein weltweiter Schock – Millionen Frauen setzten ihre Hormontherapie ab, viele Ärztinnen und Ärzte verschrieben sie nicht mehr.
Doch heute wissen wir: Die Ergebnisse dieser Studie wurden auf eine völlig falsche Zielgruppe übertragen. In der WHI waren die meisten Teilnehmerinnen deutlich älter – viele Jahre nach der Menopause, teils mit bereits bestehenden Vorerkrankungen. Das hat die Ergebnisse massiv verzerrt. Neuere, sorgfältiger durchgeführte Studien zeigen: Wenn Hormone richtig eingesetzt werden – also zeitnah zum Beginn der Wechseljahre und in individueller Dosierung –, können sie nicht nur Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen deutlich lindern, sondern auch präventiv wirken.
Besonders bioidentische Hormone, die in Struktur und Wirkung den körpereigenen Hormonen entsprechen, gelten heute als gut verträglich. Anders als die früher eingesetzten synthetischen oder tierischen Präparate (etwa aus Stutenhormonen) sind sie für viele Frauen bekömmlicher und physiologischer abgestimmt. Studien weisen darauf hin, dass sie nicht nur das Wohlbefinden verbessern, sondern möglicherweise auch das Risiko für Osteoporose und Alzheimer senken können.
Trotzdem gilt: Jede Frau ist anders. Die Entscheidung für oder gegen eine Hormontherapie sollte immer gemeinsam mit einer erfahrenen Ärztin oder einem Arzt getroffen werden. Besonders, wenn in der Familie Krebserkrankungenvorkommen, ist eine genaue Risikoabwägung wichtig.
Hormone sind kein Allheilmittel – aber für viele Frauen ein Schlüssel, um die Wechseljahre selbstbestimmt, gesund und mit Lebensfreude zu erleben.